Sportwetten-Klageindustrie: Riskantes Spiel mit hohen Einsätzen

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Der Markt für Sportwetten boomt seit Jahren. Millionen von Spielern setzen regelmäßig auf den Ausgang von Sportereignissen – in der Hoffnung auf den großen Gewinn. Doch wo es Gewinner gibt, gibt es auch Verlierer. Genau hier setzte die Sportwetten-Klageindustrie an: Mithilfe von Prozessfinanzierern und Legal-Tech-Unternehmen wie RightNow sollten Spieler ihre Verluste zurückholen können – und das ohne Risiko. Doch jetzt droht dieser Markt zusammenzubrechen. Das Düsseldorfer Start-up RightNow, eines der bekanntesten Unternehmen der Branche, hat Insolvenz angemeldet. Diese Entwicklung wirft die Frage auf: Hat sich die Sportwetten-Klageindustrie verzockt?

Das Geschäftsmodell von RightNow und Co.

RightNow und ähnliche Legal-Tech-Firmen versprachen Spielern eine einfache Lösung für ihre Wettverluste. Die Idee war simpel: Spieler traten ihre vermeintlichen Ansprüche gegenüber Wettanbietern wie Tipico oder Bwin an die Firmen ab. Im Gegenzug erhielten sie eine Sofortzahlung – oft nur einen Bruchteil der verlorenen Summe. Die Unternehmen verklagten dann die Wettanbieter auf Rückzahlung der vollständigen Verluste zuzüglich Zinsen. Ging der Prozess gut aus, strich die Firma den Gewinn ein.

Das Geschäft schien lange attraktiv: Zwischen 2012 und 2020 hatten viele Wettanbieter keine deutsche Lizenz, weshalb die Einsätze aus Sicht vieler Juristen illegal waren. Die Hoffnung: Die Gerichte würden die Anbieter zur Rückzahlung verpflichten. Diese Wette auf die Rechtsprechung funktionierte jedoch nur bedingt – und genau hier liegt das Problem.

Die rechtlichen Stolpersteine

Anfangs gab es positive Urteile zugunsten der Spieler. Der Bundesgerichtshof (BGH) sah in den fehlenden Lizenzen der Wettanbieter tatsächlich eine rechtliche Grundlage für Rückzahlungsansprüche. Doch der BGH zog sich zurück und legte die Frage an den Europäischen Gerichtshof (EuGH) vor. Dort stehen die Chancen für die Wettanbieter allerdings besser.

Experten gehen davon aus, dass der EuGH die Klagen der Spieler als unbegründet abweisen könnte. Sollten die europäischen Richter zugunsten der Wettanbieter entscheiden, würden die Ansprüche der Spieler ins Leere laufen. Die Folge: Prozessfinanzierer wie RightNow blieben auf den Anwalts- und Gerichtskosten sitzen – ohne Aussicht auf Rückzahlung.

Das Ende von RightNow – ein Branchenproblem

Die Insolvenz von RightNow zeigt, wie fragil das Geschäftsmodell der Klageindustrie ist. Das Unternehmen hatte zwar Rücklagen gebildet, doch die Unsicherheit rund um die ausstehende EuGH-Entscheidung machte es schwierig, neue Prozesse zu finanzieren. Auch andere Legal-Tech-Unternehmen kämpfen mit denselben Problemen. Die fehlende Rechtssicherheit schreckt zudem Investoren ab.

Das Ende von RightNow – ein Branchenproblem

Ein prominentes Beispiel: Das Start-up „Zockerhelden“ suchte 2024 in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ nach Kapital. Das Unternehmen verfolgt ein ähnliches Modell wie RightNow – doch bis heute haben die potenziellen Investoren ihr Engagement zurückgehalten. Die Risiken erscheinen zu groß.

Wurden die Spieler ausgenutzt?

Ein weiteres Problem ist die Vertragsgestaltung zwischen Prozessfinanzierern und Spielern. RightNow zahlte Spielern oft nur etwa 10 Prozent ihrer Verluste als Sofortzahlung. Der Rest blieb beim Unternehmen – sofern der Prozess gewonnen wurde. Andere Anbieter wie Gamesright gehen ähnlich vor.

Wurden die Spieler ausgenutzt? Ein aktueller Fall verdeutlicht die Problematik: Gamesright kaufte im Mai 2024 die Forderungen eines Spielers aus Nordrhein-Westfalen gegen Tipico ab. Der Spieler hatte zwischen 2015 und 2020 Verluste von über 32.000 Euro gemacht. Gamesright zahlte dafür lediglich rund 2.000 Euro – etwa 6 Prozent der Forderung. Der Spieler erhielt das Geld zwar innerhalb weniger Tage, doch der Großteil des möglichen Gewinns aus einer erfolgreichen Klage verbliebe bei Gamesright.

Ein faires Geschäft? Das Landgericht Wuppertal sieht hier Klärungsbedarf. Es besteht die Möglichkeit, dass die Verträge sittenwidrig sind. Sollte das Gericht die Verträge für nichtig erklären, könnten die Prozessfinanzierer nicht nur die Gewinne verlieren – sie müssten auch die Sofortzahlungen zurückfordern. Das könnte für viele Unternehmen das finanzielle Aus bedeuten.

Mehr als nur Sportwetten – die Rolle von RightNow

Das Unternehmen beschränkt sich jedoch nicht nur auf Sportwetten und Glücksspiel. RightNow spezialisierte sich ursprünglich auf die Durchsetzung von Forderungen in ganz unterschiedlichen Bereichen. Dazu gehörten unter anderem:

  • Fluggastentschädigungen: Reisende, deren Flüge verspätet oder ausgefallen waren, konnten ihre Ansprüche an RightNow verkaufen.
  • Mietstreitigkeiten: Mieter konnten ihre Ansprüche bei unrechtmäßigen Kündigungen oder Kautionsstreitigkeiten geltend machen.
  • Online-Casinos: Ähnlich wie bei Sportwetten vertrat RightNow auch Spieler, die in Online-Casinos Verluste gemacht hatten.
  • Vertragsrecht: Auch bei Problemen mit Handy- oder Fitnessstudioverträgen unterstützte das Unternehmen Kunden bei der Durchsetzung ihrer Ansprüche.

Das breite Portfolio von RightNow zeigt, dass das Geschäftsmodell grundsätzlich funktionierte – zumindest solange die rechtlichen Rahmenbedingungen klar waren. Doch im Bereich der Sportwetten hat sich diese Sicherheit aufgelöst.

Alternativen zu RightNow für Casino- und Sportwetten-Klagen

Die Insolvenz von RightNow hat den Markt für Sportwetten- und Casino-Klagen ins Wanken gebracht. Doch auch wenn RightNow nicht mehr aktiv ist, gibt es weiterhin Plattformen, die Spielern dabei helfen, Verluste aus Sportwetten und Online-Casinos zurückzufordern. Diese Legal-Tech-Dienstleister übernehmen die Durchsetzung der Ansprüche und bieten oft eine schnelle Abwicklung ohne finanzielles Risiko für die Kunden. Hier sind fünf Alternativen, die sich auf diesen Bereich spezialisiert haben:

  • Zockerhelden – Spezialisiert auf die Rückforderung von Verlusten aus Glücksspielen, übernimmt die komplette Abwicklung.
  • Gamesright – Hilft Spielern, ihre Verluste aus illegalen oder nicht lizenzierten Sportwetten und Casino-Spielen zurückzuerhalten.
  • MyRight – Unterstützt neben anderen Verbraucherrechten auch bei Klagen gegen Wettanbieter und Online-Casinos.
  • Getright24 – Bietet Unterstützung bei Rückforderungen von Einsätzen aus nicht lizenzierten Sportwetten und Casino-Spielen.
  • Fine – Konzentriert sich auf die Rückerstattung von Verlusten bei Wettanbietern und Online-Casinos durch rechtliche Schritte.

Trotz der Insolvenz von RightNow bleibt der Markt für Klagen gegen Wettanbieter und Online-Casinos dynamisch. Die genannten Plattformen bieten weiterhin rechtliche Unterstützung und ermöglichen es Spielern, unrechtmäßig verlorenes Geld zurückzufordern. Wer Verluste aus Sportwetten oder Online-Casinos geltend machen möchte, findet hier kompetente Hilfe.

Die Zukunft der Klageindustrie

Die Zukunft der Klageindustrie Die Pleite von RightNow dürfte Signalwirkung für die gesamte Branche haben. Prozessfinanzierer leben davon, dass die juristischen Erfolgsaussichten klar sind. Doch gerade im Bereich der Sportwetten fehlt diese Klarheit derzeit. Der Ausgang der EuGH-Entscheidung wird die Zukunft der gesamten Klageindustrie maßgeblich beeinflussen, das wissen alle.

Wenn die europäischen Richter die Klagen für unzulässig erklären, könnten viele Prozessfinanzierer wirtschaftlich in die Knie gehen. Die Investoren würden sich weiter zurückziehen, und für die Spieler würde es schwieriger, ihre Ansprüche durchzusetzen. Sollte der EuGH jedoch zugunsten der Spieler entscheiden, könnte das neue Klagewellen auslösen – und die Branche vor einem neuen Boom stehen.

Fazit: Ein riskantes Spiel ohne klare Gewinner

Fazit: Ein riskantes Spiel ohne klare Gewinner Die Sportwetten-Klageindustrie hat auf ein rechtliches Vakuum gesetzt – und sich dabei möglicherweise verzockt. Die Insolvenz von RightNow zeigt, dass selbst millionenschwere Investments keine Garantie für Erfolg bieten. Die Spieler könnten am Ende auf ihren Verlusten sitzen bleiben, während die Klageindustrie um ihr Überleben kämpft. Ob sich die Wette auf die europäische Rechtsprechung auszahlt, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Für viele Beteiligte steht viel auf dem Spiel.

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